Alle machen sich Sorgen um die Ukraine. Doch der bekannte amerikanische Geschichtsprofessor Timothy Snyder glaubt, dass der Kreml inzwischen ein neues Ziel hat: Die EU habe sich für Russland als leichteres Ziel erwiesen als die Ukraine. Nun versuche Putin, sie zum Einsturz zu bringen.
Unter Stress ist es schwer, zu denken. Das gelte auch für Institutionen, sagt der US-amerikanische Historiker Timothy Snyder. Ganz besondere Sorgen macht sich der Professor der Universität Yale derzeit um die Institutionen der Europäischen Union.
„Europa hat sich für Putin als leichteres Ziel erwiesen als die Ukraine“; sagte Snyder am Montag bei der internationalen Konferenz „Ukraine, Russland und die EU – Europa ein Jahr nach der Annexion der Krim“ der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin.
Der Historiker glaubt, dass sich die Dinge in der Ukraine aus Sicht des Kremls schlechter entwickelt haben als angenommen. Es sei Russland nach der Annexion der Krim nicht gelungen, weitere Teile der Ukraine abzuspalten, das ukrainische Militär leiste den Separatisten und ihren russischen Helfern weiterhin Widerstand.
„Das lief schlechter als gedacht“, sagt Snyder, „aber es gab auch etwas, das viel besser lief als gedacht: die Propaganda.“ Das gelte nicht nur für die Wirkung auf die russische Bevölkerung, sondern auch auf die Europäische Union.
Dabei sei es die Taktik des Kremls, ganz bewusst Verwirrung in den Köpfen zu stiften: „Man verteufelt die Regierung in Kiew als vom Westen gestützte Faschisten, unterstützt aber zugleich die extreme Rechte in vielen europäischen Ländern. Ist man dann ein profaschistischer Antifaschist oder ein antifaschistischer Faschist?“, fragt Snyder. „Man sagt einerseits, es gebe keine ukrainische Sprache, und andererseits, dass die Russen in der Ukraine gezwungen würden, diese Sprache zu sprechen.“
„Die Propaganda des Kreml soll widersprüchlich sein, weil sie dann unseren Kopf füllt und es unmöglich macht, zu denken“, so der Historiker. Auf diese Weise wolle Putin eine Grauzone schaffen und testen, wie sehr sich die internationale Ordnung herausfordern lässt.
Die Ukraine sei dabei längst nur noch ein Aspekt des Problems mit Russland. Und das große Ziel dahinter? „Alles zum Einsturz bringen, Europa zum Einsturz bringen“, glaubt der Yale-Professor. Das sei der gemeinsame Nenner des russischen Handelns im vergangenen Jahr. „Es geht um Zerstörung der Strukturen – ein positives Ziel hat Putin gar nicht“, so Snyder.
Vor dem Hintergrund der Befürchtung, dass Europa auseinanderfallen könnte, misst Snyder einer Äußerung Putins besondere Bedeutung bei: Ende vergangenen Jahres hatte der russische Präsident gesagt, der deutsch-sowjetische Nichtangriffspakt von 1939 sei keine schlechte Idee gewesen.
„Dass der Hitler-Stalin-Pakt nun von russischer Seite rehabilitiert werden soll, sagt sehr viel aus“, erklärte Snyder in Berlin. „Der Grund dafür, dass Stalin damals den Pakt mit Hitler schloss, war, dass Europa sich gegen sich selbst wenden sollte. Hitler brauchte diese Allianz, um den Weltkrieg zu starten.“
Für ihn als Historiker sei Putins Äußerung ein sehr wichtiger Moment gewesen, sagte der 45-Jährige. Nun versuche die russische Führung erneut, Europa zu spalten. Die Ukraine sei dabei inzwischen zu einem Mittel zum Zweck geworden. „Was mich am meisten beunruhigt“, so Snyder weiter, „ist, wie wenig wir das bemerken.“
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Samstag, 03.12.2016 | 13:32 | Susanne Kilgast | 1 Antwort
Zwei Artikel gleichzeitig zu Russland, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Vielleicht sollten sich die Beiden mal unterhalten. Zitat Osthold: "Anstatt Russland permanent durch das Prisma der eigenen Moral zu betrachten, sollte Europa die Andersartigkeit seines Nachbarn endlich als etwas Natürliches akzeptieren. Dadurch würde es möglich, auch Wladimir Putin in ein positiveres Licht zu rücken." Die einseitige Denkweise Snyders in Verbindung mit seiner anscheinenden Unwissenheit - oder ist es einfach nur Ignoranz - über geschichtliche Zusammenhänge in der Ukraine, führen nur weiter in die Konfrontation. Daran kann uns nun gar nicht gelegen sein. „Es geht um Zerstörung der Strukturen – ein positives Ziel hat Putin gar nicht“,so Snyder. Vorurteile + Unterstellungen sind schlechte Ratgeber
Ich kann lesen, was ich will. ich kann Putin einfach nichts positives abgewinnen! Es geht los mit der Anexxion der Krim, dem Krieg, den er gegen die Ukraine im Donbass führt, den Propaganga-Schlachten mitten in Europa. ich möchte da nur an gefälsche Beweise zum Abschuss der MH17 und "seiner" Lisa erinnern. Als Lawrow sich dann endlich zu Wort meldete, war schon klar, dass das Mädchen gelogen hat.
Ausgerechnet Snyder, der selber Propaganda mit seinen pseudo-wissenschaftlichen Artikeln zur Geschichte der Sowjetunion und insbesondere der Ukraine verbreitet, beklagt sich über das russische Propaganda. Wer schon mal seine Artikeln gelesen hat, würde feststellen, dass zumindest durch die fehlenden Validität und Objektivität, ihm die Wissenschaftlichkeit gesprochen werden kann. P.S.: Aber ist verständlich, dass Frau Wurster auch ihre Brötchen verdienen möchte...
daß die immer aggressiver werdende Propagandamaschinerie vom Focus mit befeuert wird. Wie war doch mal der Werbeslogan dieses Magazins? genau Fakten - Fakten - Fakten !!! Aber genau die vermisse ich. Es ist mittlerweile nichts zu schade als das es nicht abgedruckt wird - hauptsache in der richtigen Richtung. Alles als Fakten in der Überschrift fixiert und im Bericht überschlagt man sich im Konjunktiv. Mit Journalismus mit dem Anspruch FAKTEN hat das mit Verlaub nichts gemein. Das eine schliesst das andere sogar aus.
ist ein Scharfmacher und hat sich mit seinen Denkhilfen aktuell auf die Ukraine eingeschossen. Der vertritt eindeutig den US Narrativ. Daran ändert auch nicht, dass er Professor an der Elite-Uni Yale ist. Essays in transatlantischen Blättchen runden seine Werke ab. Das was er hier schreibt ist nicht fundiert, dass kann er wirklich sehr viel besser. Der Mann ist hochintelligent, spricht 10 Sprachen & hat so etwas nicht nötig. Oder doch? Liegt es an seiner Zugehörigkeit zum Think-Tank "Council on Foreign Relations"? Natürlich ein US Think Tank mit Mitgliedern wie Colin Powell. Man kann sich auf Wikipedia ansehen wer da noch so Mitglied ist. Ich jedenfalls hoffe bei der POTUS Wahl auf den Sieg eines Non - Interventionisten wie Rand Paul. Wenn bis dann keiner den berühmten roten Knopf drückt
so ein Schlauberger aus den USA. Hätte er die Geschichte Europas genau studiert, so wüsste er von welcher Seite aus die Angriffe immer erfolgt sind. Aber was will man von einem Ami schon erwarten wenn es um Geschichte geht. Ich jedenfalls fühle mich von Russland weit weniger bedroht als von den USA, denn die halten mein Land immer noch besetzt.
Dienstag, 03.03.2015 | 11:53 | Lukas Weinmann | 4 Antworten
Angesichts der wütenden Reaktionen der Putinpropagandisten hier, hat Snyder offenbar den Nagel auf den Kopf getroffen. Persönlich denke ich nicht, dass es der Kremlführung gelingen wird die EU zu zerstören, aber dass dies versucht wird ist offensichtlich, man sieht es ja auch hier im Forum an den zahllosen blödsinnigen antieuropäischen Kommentaren der entsprechend orchestrierten Schreiber. Im weiteren versucht es Moskau auch über die Unterstützung der antieuropäischen Parteien in der EU, die sich aber nicht alle ohne weiteres dafür instrumentalisieren lassen. Ein weiteres Ziel ist die Zersetzung der westlichen Internetforen, wie dieses hier, durch die Ueberflutung derselben mit permanenter, zwar sinnfreier, aber hartnäckiger und massiver antiwestlicher Kakophonie .
das einzige was hier antieuropäisch ist, ist ihr Kommentar. Lukas Weinmann sie sind mir öfter in diesem Forum aufgefallen wie jemand der keine Fakten nennt sondern über Andersdenkende herzieht, sie mit Feindbilder überzieht und versucht einen Krieg zu rechtfertigen. Und dabei jedes mal eine schlechte Bewertung kassiert und trotzdem seine Scheuklappen anderen aufsetzen möchte.
unsere Freundschaft mit dem näher liegenden, ressourcereichen Ost-Nachbarland wird bestenfalls als Bedrohung der USA eigenen Interessen empfunden. Nun denn, wer sich aushorchen lassen und belügen lassen möchte, wer zudem TTIP wünscht, der dürfte diesem No Name Historiker auf den Leim gehen.
Dienstag, 03.03.2015 | 11:36 | Karl Steffen | 5 Antworten
Was Snyder geflissentlich außer Acht lässt, ist die Tatsache, dass die NATO ihren Einflussbereich seit 1990 gewaltig nach Osten ausgedehnt hat und nun quasi direkt an der Grenze zu Russland aufmarschiert. Das ist kaum ein Zeichen für russische Aggression, oder? Wie kommen solche partiellen blackouts nur zustande? Der Mann ist doch nicht dumm.
warum müssen sie gleich beleidigend werden. Übrigens haben sie scheinbar das klare Referendum der Krim Bewohner für Russland vergessen und das es den Leuten heute besser geht als vorher und nach einigen westl. Umfrageinstituten nach auch glücklich mit der Entscheidung sind. Man nennt das übrigens Sezession und nicht Annexion.
Dienstag, 03.03.2015 | 11:15 | Elisabeth Takahashi | 2 Antworten
was Europa betrifft, er dachte, es wäre ein leichtes, einen Keil zwischen die einzelnen Staaten zu treiben. Einzig Griechenland ist ein unsicherer Kantonist. Den USA sind weniger die störrischen Europäer, sondern der Euro ein Dorn im Auge, weil eine Währung, die von einer halben Milliarde Menschen genutzt wird, für den Dollar gefährlich sein kann. Aber auch das wird Europa überleben. Eine ernsthafte Diskussion kann in diesem Forum nicht geführt werden, weil es nur so von russischen Trollen wimmelt, die nur ihre Propaganda loswerden wollen, indem sie Deutschland, Europa und die USA schlechtreden mit immer den gleichen Phrasen. Wie öde!
Nein das einzige öde sind Kommentare wie diese. Ohne Fakten, Andersdenkende beleidigen und dann sich beschweren dass die EU und USA in diesem Forum kritisiert werden. Diskutieren bedeutet auch Kritik erfahren und darüber nachdenken! russische Trolle was soll das sein? Was ist den ihre Meinung morgen gegen Russland marschieren und alles zerbomben?
Dienstag, 03.03.2015 | 10:45 | Kurt Hereth | 5 Antworten
Die ist doch schon sittlich und ethisch kaputt und hat die Schwelle von den Bananen-Republiken zu Ramsch-Diktaturen seit 10 Jahren überschritten. Das beschwörende Gefasel von Demokratie und Freiheit unserer Politiker und deren Stimmenvieh ist schon beschämend. Wann begreift ihr Politnaiven endliche, dass ihr je weder Demokratie noch Freiheiten hattet? Eure freie Meinung wurde euch längst durch Gesetze wie Volksverhetzung und Antidiskriminierung beschnitten. Die Freizügigkeit kann sich nur der leisten, der sie bezahlen kann. Und was bleib dann Noch: Ihr könnt eure Politmacher zwar für 4 Jahre wählen, aber das war´s dann auch schon. Denn danach machen die was sie wollen, so, wie in jeder ordentlichen Diktatur - hauptsächlich eine Politik gegen die Bedürfnisse der Normalbürger.
mit was haben sie das gemessen und man begründet doch keinen schlechten Umstand damit das es anderen angeblich noch schlechter geht. Der Mensch ist kein Esel mit Augen an der Seite sondern der Mensch schaut biologisch vorgesehen nach vorn. Dann sollten wir doch das Geschenk Gottes auch effektiv nutzen und ....... genau nach vorn schauen.
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